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Das liebe Jesulein?

Krippe
Datum:
Veröffentlicht: 13.12.22
Von:
Markus Schürrer
Gedanken von Leitendem Pfarrer Markus Schürrer zum 3. Advent

Tannennadelduft, Glühwein, Weihnachtslieder, in eine Kerze schauen, Gemütlichkeit und Familie. So kennen und schätzen wir diese Tage.

Mitten hinein in diese gefühlsbetonte Stimmung brechen die biblischen Texte des Advents. Recht wenig bis gar nichts ist da zu spüren von einer Besinnlichkeit. Johannes der Täufer schreit seine Botschaft in die Wüste von einst und in die Wüsten von heute: in die Wüste der Hoffnungslosigkeit, die Wüste des Misstrauens, die Wüsten des Egoismus, des verlorenen gegangenen Glaubens und Vertrauens.

Und auch Jesus schlägt in diese Kerbe, wenn er den Menschen sagt: „Wen habt ihr denn sehen wollen? Einen Mann in feiner Kleidung? Ein Schilfrohr im Wind?“

Mit Jesus können wir heute fragen: „Was wollt ihr Menschen an Weihnachten erleben? Was fürs Herz? Jemanden, der euch nach dem Mund redet und wie es euch in den Kram passt? Jemanden, der euch und eure Welt möglichst wenig stört?

Wer so etwas erwartet, der ist bei Gott und im Glauben falsch. Freilich brauchen wir auch die Augenblicke für das Gemüt. Wir brauchen Zeiten der Entspannung und der Harmonie.

Und doch ist Weihnachten zunächst kein Fest der Familie, des Friedens und der Harmonie. Wir bereiten uns jetzt im Advent auf den Retter und der Erlöser vor. Auf den, der kommt, um die Welt zu retten und zu richten.

Wir erwarten nicht nur das kleine Jesulein in der Krippe, von dem wir am Heiligen Abend so nett singen können. Wir werden an Weihnachten schon den Jesus von Nazareth mitdenken und mitfeiern, der als Erwachsener bei den Menschen aneckt. Der mit seiner im wahrsten Sinn radikalen (in die Tiefe und an die Wurzeln gehenden) Botschaft wachrüttelt und kompromisslos herausfordert.

Wir können Weihnachten nicht das Jesuskind in der Krippe ohne den Jesus von Nazareth der uns als Christen für unseren Umgang miteinander eindeutige Botschaften ins Stammbuch geschrieben hat.

„Ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben;

ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben;

ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen;

ich war nackt und ihr habt mir Kleidung gegeben;

ich war krank und ihr habt mich besucht;

ich war im Gefängnis und ihr seid zu mir gekommen.“ (Mt 25,35-37)

Freilich ist das nicht einfach. Gerade in den vielen Krisen und Herausforderungen dieser Tage fällt das manchmal schwer. Sorgen, Ängste, ausgesprochene und unausgesprochene Befürchtungen sind da und müssen wahr- und ernstgenommen werden.

Und doch gibt es für Christen keinen anderen Weg als zu versuchen, diese kompromisslose Botschaft Jesus zu leben. Auch auf die Gefahr hin, enttäuscht zu werden. Das gehört zu unserem Christsein wie zum Leben Jesu dazu: Menschen immer und immer wieder zu vertrauen, selbst wenn ich von ihnen dabei immer und immer wieder enttäuscht werde.

Ob wir als Christen diese Worte Jesu zu leben versuchen, daran entscheidet sich, ob wir wirklich Weihnachten feiern oder ob das Weihnachtsfest nur irgendein frommer Quatsch mit Soße bleibt. Amen.