Weihnachten im Herzen

Weihnachten im Herzen – Meine Weihnachtsgeschichte 2022
Dezember 2022 – zurzeit sind sehr viele Kinder erkrankt. Wir erleben das nicht nur in unseren Familien, es zeigt sich auch in den Kindergärten und Schulen – Erzieher und Unterrichtende blicken auf viele leere Plätze.
Und wie sollte es anders sein? Ebenfalls betroffen von der Krankheitswelle ist natürlich auch die Vorbereitung auf das Krippenspiel in unserer Kindermette.
Maria, der Wirt, ein Hirte, eine Engel, kurzfristig Josef, dann wieder ein Vorleser, … immer wieder wird jemand krank. Und so standen wir heute, am 23.12., bei unserer Generalprobe quasi mit halber Besetzung in der Kirche.
Was tun also? In meinem Kopf beginnt es zu rattern. Ich denke über Dinge nach, über die Erwachsene eben nachdenken: Vielleicht das Krippenspiel in einer Nacht- und Nebelaktion umschreiben? Irgendwo Zweitbesetzungen aus dem Hut zaubern? Das Krippenspiel ausfallen lassen und stattdessen eine Geschichte vorlesen? Kurz hatte ich bei der letzten Probe schon einmal angesprochen, dass wir eventuell einige Anpassungen machen müssen. Aber naja, irgendeine Notfall-Version wird mir einfallen, es sind ja noch 24 Stunden bis zur Kindermette.
Und während ich noch nachdenke, haben die Kinder schon eine Lösung gefunden.
Da werden Rollen getauscht, eine 13jährige zwängt sich in die Herberge des Wirtes, aus einem Engel wird die Maria, der letzte verbliebene Engel spricht den Text von dreien. Da ist ein Hirte, der die Texte von allen Hirten kann und nicht nur fehlende Rollen einfach mitspricht, sondern auch noch den Jüngeren einflüstert, wenn sie ihren Einsatz verpassen. Vergessene oder fehlende Textpassagen werden durch Improvisation ausgeglichen. Und als ich die Kinder für diese Leistung lobe, bekomme ich diese Antwort: „Wir wollen einfach nicht, dass das Krippenspiel ausfällt! Bitte nicht!“
Vor mir steht in diesem Moment eine Gruppe von zehn Kindern und Jugendlichen, von der 1. bis zur 9. Klasse.
Und ich kann sie nicht mehr als bewundern. Für ihre Leistung. Für ihre Einstellung. Für ihren Zusammenhalt. Für ihr Handeln.
Es ist wie so oft im Leben: während wir Erwachsenen noch darüber nachdenken, was alles nicht geht, tun unsere Kinder es einfach.
Nicht nur an Heiligabend, nein, jeden Tag im Jahr tragen sie Weihnachten in ihren Herzen und geben so dem Kind in der Krippe eine wirkliche Herberge. Und ich bin heute und immer wieder aufs Neue einfach nur dankbar, dass sie mich daran teilhaben lassen.
Maria Schmidt, Vorsitzende des Seelsorgebereichsrates Main-Itz