Atem und atmen

Impuls von Pastoralreferentin Christine Goltz
„Da formte Gott, der Herr, den Menschen aus Erde vom Ackerboden und blies in seine Nase den Lebensatem. So wurde der Mensch zu einem lebendigen Wesen….“ So lesen wir im ersten Buch der Bibel, der Genesis, im zweiten Schöpfungsbericht.
Lebendigkeit ist mit Atmen untrennbar verbunden. Nicht erst die Pandemie, die unser Leben nun schon im zweiten Jahr stark bestimmt, macht schmerzhaft deutlich, wie Menschen leiden, die keine Luft mehr bekommen und verzweifelt um jeden Atemzug ringen. Es tut gut sich selbst immer wieder einmal sehr bewusst zu vergegenwärtigen, welch Geschenk uns mit dem Atem gegeben ist.
Und wie selbstverständlich die Schreiber des zweiten Schöpfungsberichtes, der sogenannte Jahwist, dieses Geschenk – den Atem, als göttlich und von Gott gegeben beschrieben hat. Das Leben eines Menschen auf Erden beginnt mit dem Atmen und endet im wahrsten Sinne des Wortes mit dem letzten Atemzug. Jeder von uns, der einmal bei einem Sterbenden verweilt hat, kann diesen zutiefst berührenden Moment beschreiben, wenn der letzte Hauch des Atems verstummt. Bereits im Leben gibt es Situationen , da bleibt einem die Luft weg, da spürt man, dass etwas in der Luft liegt, es gibt Menschen, die verbreiten dicke Luft, diejenigen, die ohne Punkt und Komma monologisieren, werden aufgefordert einmal die Luft anzuhalten.
All das spiegelt wider, wie lebenswichtig bedeutsam Luft und Atmen für uns ist. In vielen Meditationspraxen, egal welcher Religion, gehört das achtsame Wahrnehmen des Atems zu einer Grundübung. Der Atem beeinflusst auch unser Wohlbefinden und unsere Gefühle. Es ist eine sehr schöne Übung sich immer wieder vor allem in emotional angespannten Situationen auf den Atem zu konzentrieren und diesen durch bewusstes Aus- und Einatmen zu beruhigen. Vielleicht kann das auch eine Anregung sein in verbalen Wortgefechten oder wenn ich mich verbal angegriffen fühle, nicht sofort mit einem Widerwort zu reagieren, sondern erstmal bewusst ein- und auszuatmen und mir so zunächst Luft zu verschaffen bevor ich (vielleicht wie ein Luftballon am platzen bin).
Jetzt ist Sommer und viele befinden sich in den Ferien, im Urlaub und in Zeiten der Erholung und der Regeneration. Das mögen für uns alle auch Zeiten sein zum Luft holen, zum ausschnaufen und zum Atem schöpfen. Atem – Geschenk Gottes – wie wunderbar – einfach da und es gilt die Einladung, dem einmal genau nachzuspüren.