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Ein Navi fürs Leben

Navigationssystem
Datum:
Veröffentlicht: 4.5.22
Von:
Philipp Fischer

Impuls von Pastoralreferent Philipp Fischer

Ich gebe zu: Ich komme noch aus der Generation, in der man gelernt hat, Land- und Straßen-Karten zu lesen. Das kommt mir in Urlauben, fremden Ländern und Städten zugute. In meinem ersten Auto in den frühen 2000ern lag eine solche Karte für Oberfranken. Ein Erbstück von meinem Papa. A73 "in Planung" stand da. Mit der musste ich mich manchmal in tief-fränkischer Flur zurecht finden. Für alles Weitere und unbekannte Strecken druckte ich mir eine Wegbeschreibung aus dem Internet aus. Schilderlesen habe ich auch noch gelernt – und darauf zu vertrauen, dass einen Gott immer noch irgendwie ans Ziel bringt. Das hilft, denn immer wieder gibt es Baustellen und Umleitungen unterwegs, muss man Umwege machen oder verirrt sich irgendwo.

Mittlerweile sind Jahre vergangen und die meisten Autos mit Navigationsgeräten ausgestattet – oder Smartphones mit Routenplanern griffbereit. Praktisch, wenn einem eine freundliche Frauenstimme ins Ohr säuselt: "In 500 Metern biegen Sie links ab!" Ich weiß: Wenn ich die Anweisungen genau befolge, komme ich ans Ziel! Auch wenn ich glaube, dass ich es besser weiß.

Und wenn nicht, schimpft sie nicht: "Können Sie nicht auf mich hören und tun, was ich Ihnen sage?" Oder: "Wenn Sie auf mich gehört hätten, wären Sie jetzt nicht in diese Sackgasse geraten! Jetzt schauen Sie selbst, wie Sie da wieder raus kommen!" Nein! Die Stimme bleibt freundlich: "Ihre Route wird neu berechnet!" Kurz drauf hat mein Navi wieder eine perfekte Planung für mich ausgearbeitet. Das ist gar nicht verkehrt, denn trotz moderner Technik, genauen Zeitangaben und Staumessern ist man nicht gefeit vor Baustellen, Umleitungen, Umwegen oder Irrwegen.

Aber wie ist es, wenn ich mich im Leben verfahre? Da läuft nämlich nicht alles so, wie ich es mir auf meiner inneren Karte ausgemalt habe. Wer von uns schafft es, von der Kindheit und Jugend bis ins Erwachsenen- und hohe Alter, von Schule über Arbeit bis ins Private alles genau zu planen und nicht einen Deut abzuweichen? Mein inneres Lebens-Navi sagt vielleicht: "In zwei Monaten haben Sie Ihren Berufsabschluss." Oder: "In drei Jahren sind Sie stolze Eltern eines Kindes." Oder: "In fünf Jahren dürfen Sie in Rente gehen." Trotzdem besteht das Leben aus ständigen Baustellen, Umleitungen, Umwegen oder Irrwegen. Da fehlt der Bauplatz fürs Eigenheim, wo der Kredit gerade günstig wäre. Da kommt das Kind schneller als erwartet. Da geht die Beförderung einher mit einer Stelle weit weg. Gibt es da auch jemanden, der mir da sagt: „Ihre Route wird neu berechnet!“?

Ich glaube, ja! Ich glaube, dass Gott in Jesus für jeden von uns einen Lebensplan zurechtgelegt hat. Dass seine Stimme mich ans Ziel führt. Dass Jesu Leben mir Richtung und Weg geben kann: Sein Umgang mit anderen, seine Gottes-, Selbst- und Nächstenliebe. Sein ständiges Verzeihen, wenn ich Fehler mache und sie bereue. Sein immer wieder neu im Guten anfangen dürfen. Sein Sieg über den Tod.

Gott ist jedenfalls keiner, der mich anpflaumt: "Wenn du auf mich gehört hättest, wärst du nicht in dieses Sackgasse geraten! Jetzt schau selbst, wie du da wieder rauskommst!" Vielmehr ist Gott einer, der für mich meinen Lebensweg immer wieder neu plant: "Deine Route wird neu berechnet!" Und manchmal: "Wenn möglich, bitte wenden!" Machen dafür muss ich nicht viel. Nur mich auf ihn einlassen! Ihm die Richtung meines Lebens vorgeben lassen. Er wird mich richtig führen, so wie mich mein Auto-Navi richtig führen wird – auch wenn ich glaube, dass ich es besser weiß.

Ob ich wieder eine Landkarte für mein Auto kaufen muss, weiß ich nicht. Aber was ich im Auto dabeihaben sollte: Eine Bibel, falls ich mal wieder ein Update für mein Lebens-Navi brauche. An der Ampel oder im Stau ein paar Sätze mit Gott zu sprechen, hilft, auf der richtigen Spur zu bleiben. Zum Beispiel aus dem Psalm 86,11: "Herr, zeige mir den richtigen Weg, damit ich in Treue zu dir mein Leben führe!" Oder mal ganz still werden. Vielleicht höre ich dann Gottes Stimme tief in mir. Zumindest, bis mich mein Hintermann laut hupend zum Weiterfahren drängt.