„Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt.“

Diesen Satz kennt wohl jeder aus eigener Erfahrung und verbindet damit meist unangenehme Erinnerungen aus Kindertagen: Der Duft von Rosenkohl, Spinat oder Grünkohl steigt sofort in die Nase. Bei jedem Bissen wird die Masse im Mund mehr und mehr. Trotz allem kommt der drohende Satz der Eltern hinzu: „Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt.“ Ohne Wenn und Aber!
Nicht nur Eltern können auf diese Weise im Gedächtnis bleibe. Auch die Kirche als Ganze oder einzelne Vertreter haben oftmals in diesem Duktus handelt. Allzu oft wird Kirche so verstanden, als würde sie sagen: „Entweder Du akzeptierst das unter diesen Bedingungen, oder du hast hier keinen Platz.“ oder anders gesagt: „Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt.“
Das Fronleichnamsfest der vergangenen Tage führt zurück in den Abendmahlssaal in Jerusalem. Dort spricht Jesus eine ganz andere Sprache. Dort ist keine Drohgebärde zu hören, kein aggressiver Unterton. Vielmehr spricht er: „Nehmt und esst!“, „Nehmt und trinket daraus!“. Er lädt ein sich mit ihm an den Tisch zu setzen und zu essen, seine Tischgenossen zu werden und sich von ihm stärken zu lassen. Er wirbt um das gemeinsame Mahl und schenkt darin so viel mehr, als nur Grundnahrungsmittel. Er gibt sich darin selbst. Er ist Gottes Sohn und schenkt sich, seine Person, seine Liebe und Zuneigung, in diesem Brot. Gott begibt sich auf die mitmenschliche Ebene, um mich für meinen Weg zu stärken. Er hat ein Interesse an mir. Darum wirbt er um meine Tischgenossenschaft.
Durch diese Einladung Jesu bekommt der Satz aus Kindheitstagen eine ganz andere Bedeutung. „Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt.“ Diese Aussage hat dann nichts mehr mit einem kritischen Blick, ermahnenden Worten oder unliebsamem Essen zu tun. Es ist eine frohe Verheißung. Gott selbst schenkt sich als Mahl, macht sich berührbar und lädt ein mich zu ihm zu gesellen.
Was verändert sich durch diese Einladung Jesu? Bleibt alles beim Alten? Nein, das kann es nicht. Diese Botschaft verändert den Umgang unter allen Getauften, in der ganzen Kirche, nicht zuletzt auch mich. Wenn Jesus schon selbst so sehr um uns als Tischgenossen bittet, wie sehr sollte das auf mich und die gesamte Gemeinschaft der Christen ausstrahlen! Als Christinnen und Christen brauchen wir diese einladende Haltung Jesu in unsere Reden und Handeln in allen Ebenen von Kirche.
Schauen Sie in den kommenden Tagen doch einmal in Ihrem Alltagsbereich, wo diese einladende Haltung Jesu nötig ist - und leben Sie sie vor oder regen Sie an darüber nachzudenken.
Pfarrvikar
Philipp Janek