Frauen.Taten.Werke

Ausstellung im Diözesanmuseum Bamberg vom 24.06. bis 10.10.2023
Im Rahmen der Kunstausstellung zeigen zwölf Künstlerinnen bedeutende Frauen (in) der katholischen Kirche – vom Jahr Null bis heute. Gemeinsam mit meiner Freundin Petra Einwich haben wir als Mentorinnen die junge Künstlerin Nina Knöll begleitet zu Frau in Kirche heute.
Anbei unser begleitender Text verbunden mit der herzlichen Einladung zum Besuch der Ausstellung.
Frauen in Kirche heute – radikal soft
Von Petra Einwich und Christine Goltz
Das Wort radikal leitet sich vom lateinischen Wort „radix“ ab, an der Wurzel, von der Wurzel her. Das Buch der Künstlerin Nina Knöll ‚Radikal soft‘ zeigt in Wort und Bild das Bestreben von Frauen, ihre kirchenpolitischen Erfahrungen auszudrücken und ihre Probleme grundlegend an der Wurzel ansetzend nachhaltig zu packen. Radikal soft - das bedeutet, Emotionen und Verletzlichkeit werden wahrgenommen und nach außen gebracht. Es ist keine Schwäche, Sensibilität und Sanftheit zu zeigen, sondern ein Statement. Sanftheit und Zartheit werden zum Gegenpol des patriarchalen Ideals von Stärke und Unangreifbarkeit. Radikal soft – radikal sanft sein - als Widerstand gegen Machtstrukturen und Unterdrückung. Frauen von heute zeigen und erzählen in den Ausstellungstücken von ihren Gefühlen und ihrer Verletztheit. Es ist ein Blick auf die Situation von Frauen in Kirche heute.
In der Ausstellung Frauen.Taten.Werke. begegnen wir historischen Frauen, die durch ihre Worte, ihre Werke und ihre Taten eine besondere Stellung in der Kirchengeschichte einnehmen. Sie lebten ihren Sendungsauftrag, trotz der Widrigkeiten, die sie erfuhren. Kirche wurde von ihnen mitgeprägt, und sie haben mit ihrem Einsatz und ihrem Engagement der Kirchengeschichte ein weibliches Gesicht gegeben. Die gelebte Rückbindung im Glauben hat sie zu ihrem Handeln angetrieben. In ihnen brannte eine Glut, sie waren erfüllt vom heiligen Geist, sie scheuten keinen Gegenwind, sie brachten den Teil, der ihnen wichtig war selbstbewusst ein. Zugleich stehen diese Frauen exemplarisch für die vielen Frauen, die unbenannt und unsichtbar gemacht Kirche von Anfang an mitgetragen und gestaltet haben. Doch Geschichte – Kirchengeschichte ist nie vorbei, sondern gestaltet sich als ein dynamischer Prozess, in den jede Getaufte eingebunden ist. Jede Frau ist ein Teil der Kirchengeschichte. In der Vergangenheit genauso wie aktuell heute im Hier und Jetzt. So entscheidet sich die Zukunft der Kirchengeschichte auch an der grundlegenden Frage Jesu an seine Jünger:innen in Joh 6,67: „Wollt auch ihr weggehen?“ Von Petrus, stellvertretend für alle Jünger:innen, wird diese Frage Jesu verneint. Mit dieser Frage jedoch ist jede getaufte Frau konfrontiert. Und hier formulieren auch die junge Künstlerin und wir als Mentorinnen ein deutliches Plädoyer: Nein, wir wollen nicht, dass Frau der institutionellen Kirche den Rücken kehrt! Jede, die geht, hinterlässt eine Lücke, ein Vakuum. Jede, die geht, überlässt ihren frei gewordenen Raum entweder einem Anderen, der den Freiraum füllt mit seinen Vorstellungen oder der freigewordene Raum bleibt ungefüllt, leer. Unser Anliegen ist es, jede Frau zu ermutigen, nicht zu gehen, sondern selbstbewusst ihren Raum in Kirche zu füllen. Wir wollen ermutigen, dass jede Frau in Kirche ihr Gesicht zeigt und ihr je eigenes Profil einbringt.
Durch den Blick zurück entdecken wir Frauentraditionen und erkennen, auf welchen Schultern wir stehen. Diese historischen Frauen sind für uns heute Vorbilder, Wegbereiterinnen und Mutmacherinnen. Wir können aus ihren Lebensgeschichten, Handlungen und Gedanken lernen und uns inspirieren lassen. Kirchengeschichte geht weiter, auch wir machen heute Geschichte für die Zukunft, Frauen in Kirchengeschichte sind nicht nur die Frauen der Vergangenheit. Nein, Frauen der aktuellen Kirchengeschichte sind die Frauen, die sich nicht frustrieren und begrenzen lassen. Es sind Frauen die radikal soft Räume, die ihnen zur Verfügung stehen einnehmen, ausfüllen und erweitern, die Kirche mitgestalten und prägen, die Kirche bereichern und Kirche ein weiblicheres Gesicht geben. Mit den Werken der Künstlerin Nina Knöll sind Frauen eingeladen, sich ihrer Kompetenzen und Mitverantwortung bewusst zu werden und sich gegenseitig Mut und Kraft zuzusprechen, ihrem eigenen Sendungsauftrag zu vertrauen. Es ist der Zuspruch an Frauen: Ihr seid Teil der Kirchengeschichte. Ihr steht in der Tradition der Frauen in Kirchengeschichte, die ihr eigenes Charisma, ihre Gnadengabe nicht unter den Scheffel stellten, sondern sich zeigten. Eine jede Frau kann wirken und wirksam sein, den eigenen Fähigkeiten, den eigenen spirituellen Rückbindungen, dem eigenen Herzen vertrauen und sich davon auch leiten lassen in Wort und Tat. Radikal soft sprechen und wenden wir uns gegen jegliche institutionellen Äußerungen, die Frauen begrenzen und in Schranken weisen. Dabei geht es überhaupt nicht um einen Kampf um institutionelle Ämter oder verordnete Gleichheitsprinzipien. Wir bleiben radikal soft, wollen zeigen, dass Frauen ihren Raum in Kirche füllen können, wir wollen, dass sich Räume für Frauen weiten und bestehende Grenzen sich auflösen. Wir wollen ermutigen, sich als Teil der gelebten Kirchengeschichte zu verstehen. In der Tradition der Frauen, die beispielhaft dargestellt ihr Frausein in Kirche in Wort, Tat und Werk ausdrückten. Wir möchten jede Frau einladen, ihr je eigenes Charisma einzubringen und den Gedanken „auf mich kommt es ja nicht an“ zu verwerfen.
Doch - es kommt auf dich an! Du bist Teil der Kirchengeschichte und wenn du gehst, fehlt ein wesentlicher Teil. Denn so begann in biblischer Tradition diese Geschichte im Buch Genesis - durch das biblische Zeugnis, dass Gott Frau und Mann in vollkommener Gleichheit geschaffen und gewollt hat. Und schließlich wird Gott es doch wohl wissen, wieso und wozu.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
