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Rattelsdorf

Geschichte

Vor 1823 - Die wechselvolle Geschichte der Pfarrkirche

Um das Jahr 800 tauchte Rattelsdorf in einer Fuldaer Urkunde auf. Es wurde auch von Fuldaer Mönchen missioniert, und es ist anzunehmen, dass hier wohl ein kleiner, schlichter Holzbau als Kirchlein stand. Nachdem Kaiser Heinrich II. Rattelsdorf 1015 durch Tausch von Fulda erworben hatte und es dem Kloster Michelsberg in Bamberg überließ, wurde an dieser Stelle mit großer Wahrscheinlichkeit ein steinernes Kirchlein gebaut.

Die Kirche

Der älteste Teil ist der Turm. Er gehört dem sog. Übergangsstil von der romanischen zur gotischen Baukunst an. Aus der Zeit um 1230 stammt das unterste Turmgeschoß. Die zwei kleinen Rundbogenfenster mit abgeschrägtem Lichteinfall und das massige Kreuzgewölbe im Inneren könnten darauf hindeuten. Man sieht es, wenn man durch das mit einem sog. Kragsturz versehene Türportal tritt.

Eine Kirchenvergrößerung war um 1370 notwendig geworden. Eine Erweiterung war nur nach Süden möglich, da im Norden das Gelände steil abfällt. Und so kommt es, dass der Turm in die Kirche eingebaut erscheint.

Nach etwa einhundert Jahren wurde die Kirche baufällig und musste gründlich restauriert werden. Das geschah 1465 unter dem Pfarrherrn Hermann Renntwig. An diese Erneuerung erinnert die eingangs erwähnte Tafel an der Strebe neben dem Südportal. Es handelt sich dabei also nicht um einen Kirchenneubau, sondern nur um eine gründliche Erneuerung. Auch das Obergeschoß des Turmes mit dem feinen Blendmauerwerk dürfte aus dieser Zeit sein.

Ab 1823...

Das heutige Aussehen bekam unsere Kirche im Jahre 1823: Der Langhausdachstuhl musste erneuert werden, und bei dieser Gelegenheit wurden alle Umfassungsmauern um ein Drittel erhöht. Auch die Fenster wurden erhöht und die nicht dazu passenden Rundfenster (Ochsenaugen) eingebaut. Das Langhaus ist seit dieser Zeit ein weiträumiger, mit flacher Putzdecke versehener, rechteckiger Saal.

Bis 1892 waren in unserer Pfarrkirche fünf Altäre vorhanden. Nach den Unterlagen vom Pfarrarchiv waren diese mehrmals mit Nussbaumfarbe gestrichen und deshalb teilweise sogar schwarz.

Bei der Ausführung eines neuen Hochaltares in der Pfarrkirche musste dafür Sorge getragen werden, dass der Unterschied in den Größenverhältnissen der Statuen etwas ausgeglichen wurde. Nach den Unterlagen wurden auch Teile vom Josefsaltar, Kreuzaltar und Marienaltar marmoriert und aufeinander abgestimmt.

Die Wände sind mit sieben großen Spitzbogenfenstern durchbrochen. Das Fenster im Chorhaupt und die beiden südlich anschließenden Fenster sind dreibahnig, die übrigen zweibahnig. In den dreibahnigen Fenstern sieht man Maßwerke in Fischblasenformen, die zu drei-, vier- und achteckigen Rosetten zusammengesetzt sind. Die farbigen Fenster im Chor ließ Pfarrer Jakob Weißenfeld 1893/94 von der Firma Schmitt & Posteck anfertigen und einbauen. Das farbige Nordwandfenster zeigt links Bischof Otto und daneben Bischof Kilian. Das mittlere Farbfenster ist reichlich mit Blumenblüten besetzt. Das farbige Südwandfenster mit sich gabelnden Mittelpfosten gehört einer Erneuerung des frühen 19. Jh. an. Die Bilder zeigen von links St. Anna, in der Mitte Maria mit dem Kind und rechts den hl. Josef.

Chor, Langhaus und Fensterfassungen erhielten einen neuen, harmonischen Anstrich im gotischen Stil. Zur Finanzierung diente eine stattliche Schenkung des Pfarrers Jakob Weißenfeld. Eine Hauslistensammlung erbrachte den Betrag von 4.720,78 Mark. Die Ausgaben für die Baumaßnahmen beliefen sich 1893 auf 7.963,03 Mark. Nennenswerte Renovierungen und Instandsetzungen fanden seither zehn statt.

Im Frühjahr 1998 versagte der Antriebsmotor einer Glocke. Bei dieser Gelegenheit stellten die Spezialisten weitere Mängel in der Glockenstube fest. Die drei vorhandenen Glocken sind in einem dreijochigen Glockenstuhl an Holzglockenjochen nebeneinander aufgehängt. Durch das Nachgeben einer Glockenjochlagerung war eine Schiefstellung eingetreten, so dass eine Glocke an einem Jochpfosten und an vorhandenen Eisenklammern sehr stark anstreifte. Die Glocken mussten zur Reparatur abgenommen und alle Abstützungen des Glockenstuhles in Riegelhöhe am Turm entfernt werden. Im Zuge der Reparaturarbeiten wurden alle Läutmotoren von oberhalb des Glockenstuhles nach unten in den Glockenstuhl verlegt. Der Fuß des Mitteljoches war durch Feuchtigkeit sehr stark reduziert und musste erneuert werden. Um das Klangbild beim Glockenläuten zu verbessern, wurden die Bodenbretter und die Decke des Glockenstuhles erneuert. Zur Durchführung dieser Maßnahmen wurden für die Glockenanlage die Firma Hörz aus Ulm und für die Zimmerarbeiten die Firma Nehr aus Oberhaid beauftragt. Die Kosten beliefen sich auf 27.000 DM. Die Arbeiten wurden im September 1998 abgeschlossen.

Mit einem Kostenaufwand von 557.500 € wurde 2001 bis 2002 erneut eine gründliche Sanierung und Neugestaltung des Innenraumes der Pfarrkirche durchgeführt. Architekt Heinz Rosenberg aus Bamberg hatte es nicht leicht, denn zahlreiche Bürger wollten keine große Veränderung. Letztendlich wurden seine Pläne mit einigen Korrekturen durchgeführt. Hauptaufgaben waren die Neufassung der Raumschale mit Sanierung der Außenwände, der Stuckdecke mit Deckengemälde, Restaurieren der Ausstattung (Altäre, Kanzel, Figuren, Beichtstühle), Renovierung und Aufarbeitung der Bestuhlung, Bekämpfung des Schädlingsbefalls an der Ausstattung, Erneuerung der Heizungsanlage, Erneuerung des Fußbodenbelages, Ergänzung der Elektroinstallation mit Erneuerung der Beleuchtungskörper, Wärmedämmungsmaßnahmen auf der Langhausdecke einschließlich neuer Belagsbretter. Anstößige Maßnahmen waren die Umgestaltung des Altarraumes einschließlich Volksaltar und Ambo, Entfernen der Kommunionbank, Versetzen des Taufsteines und des Beichtstuhles und die Umgestaltung der Langhausbestuhlung. Auf vielfachen Wunsch der Organisten wurde auch ein Trompetenregister in der Orgel eingebaut. Die Kirche bietet nun 250 Besuchern Sitzgelegenheit. Auf die Empore entfallen davon 80 Plätze. Das alte Chorgestühl wurde erneuert und das bisherige Aussehen mit den jeweils sieben Gestühlen rechts und links beibehalten.

Am Samstag, 26. Juli 2003 nahm Erzbischof Prof. Dr. Ludwig Schick die Konsekrierung der Pfarrkirche mit Einweihung des neuen Volksaltares vor. Abgerundet wurde diese Erneuerung mit dem Pfarr- und Dorffest am Kirchplatz.

Die Kapelle in Höfen

Die Itz bildet die Grenze zwischen Unterfranken und Oberfranken und somit war diese Grenze lange Zeit auch die Grenze der Bistümer Würzburg und Bamberg. In den vergangenen Jahrhunderten gehörte deshalb Höfen, Freudeneck und Neusig mehrfach zum Bistum Würzburg und wechselte wegen der Nähe zu Rattelsdorf einige male nach Rattelsdorf und somit zum Erzbistum Bamberg. 1836 wurde diese Entscheidung endgültig besiegelt und seit dieser Zeit werden auch alle Bürger aus diesen Ortsteilen auf dem Friedhof in Rattelsdorf beerdigt.

In der Ortsmitte von Höfen steht seit 1875 eine schmucke Kapelle, die der Heiligen Muttergottes geweiht ist. Diese war nach dem 2. Weltkrieg völlig baufällig und ein Neubau wurde deshalb im März 1949 geplant. Maurermeister Lorenz Güthlein hatte hierzu die Pläne entworfen. Der Baubescheid wurde am 17. Mai 1951 vom Landratsamt Ebern erteilt. Bereits am 7. Oktober 1951 erhielt die Kapelle vom damaligen Pfarrer Georg Henkel ihre Weihe. Die Gesamtkosten von 5.052,60 DM wurden bis auf einen bescheidenen Restbetrag von 190 DM, den die Gemeinde deckte, durch freiwillige Spenden gedeckt.

1985 wurde eine Generalsanierung des Gotteshauses durchgeführt. Der Innenputz wurde erneuert, ein neuer Altartisch aus Eichenholz gefertigt, die Bänke abgebeizt und die Außenwände neu verputzt. Die Gipsfiguren tauschte man gegen Holzfiguren aus. Lediglich die Glocke stammt noch aus der alten Kapelle. Auch diese Kosten wurden durch freiwillige Spenden gedeckt. Im Inneren des kleinen Gotteshauses sind Statuen von Petrus und Paulus, den Heiligen Josef, Wendelinus und Christopherus sowie der Mutter Gottes zu finden. Vier der Holzfiguren hat Margareta Wich gestiftet. An sie erinnert eine Gedenktafel. Mit einer Tafel wird zudem an die Gefallenen der beiden Weltkriege gedacht. Im Innenraum befindet sich zudem das Höfener Wallfahrtsbild, zu dem später berichtet wird.

Pfarrer Max Larsch ist es zu verdanken, dass seit der Segnung der renovierten Kapelle Im Oktober 1985 auf Wunsch der Höfener Bürger der Kirchweihgottesdienst am ersten Sonntag im Oktober in Höfen stattfindet. Diesen Brauch hat man bis heute aufrecht erhalten.

Wenn man von Höfen spricht, darf man die jährliche Wallfahrt nach Vierzehnheiligen nicht unvergessen lassen. Sie geht auf ein Gelübde auf das Jahr 1866 zurück, als im benachbarten Rattelsdorf eine schlimme Viehseuche wütete und man für den Fall der Verschonung diese Fußwallfahrt gelobte. Nach 1980 hatte diese Wallfahrt eine sehr starke Beteiligung aus der gesamten Pfarrei aufzuweisen, an der erfreulicher Weise sehr viele Jugendliche teilnahmen. Dieser Brauch hat auch heute noch einen erfreulichen Zuspruch.

Seit Oktober 1951 bis heute wird die Glocke der kleinen Kapelle drei mal täglich geläutet, um 7, um 12 und um 18 Uhr, während der Sommerzeit erst um 20 Uhr. Das Läuten selbst ist eine „Familienangelegenheit der Leimbachs“, und das seit 1951. Damals übernahm zunächst Vater Adam Dettelbacher den Glockendienst. Im Laufe der Jahre haben Rosa Leimbach und ihre Geschwister das Läuten von ihrem Vater übernommen und nahmen diese Aufgabe bis zum Jubiläum 2011 wahr. Es war eine angesichts des engen Turmes gar nicht so einfache Aufgabe, die nun durch den Einbau einer elektrischen Läutanlage wegfgefallen ist. Rosa Leimbach kümmert sich über das Jahr aber auch um die Reinigung und den Blumenschmuck dieser Kapelle.

Maria Königin in Freudeneck

Seit Generationen hegten die Freudenecker Gläubigen den Wunsch, eine Kapelle ihr Eigen nennen zu dürfen. Die Glocke aus Medlitz war schon lange vorhanden, doch verwenden konnte man sie nicht. 1987 kamen die Freudenecker zusammen, um einen Kapellenbauverein zu gründen. Als Vorsitzender wurde Herbert Dauses gewählt. In der Folge wurden viele Veranstaltungen durchgeführt, deren Erlös dem Kapellenbauverein zugute kam. 1988 wurde der Beschluss gefasst, am Ortsrand nach Höfen diese Kapelle zu bauen. Unter der Leitung des Hallstadter Architekten Heinrich Gunreben hatte man sodann mit der Planung begonnen. Möglich wurde der Kapellenbau dank der Unterstützung der Gemeinde Rattelsdorf, des Erzbischöflichen Ordinariats und zahlreicher privater Spender.

Größtenteils stellten die Bürger Freudenecks und der Umgebung die Kapelle in Eigenleistung hin. Dank vieler Spenden kam die Inneneinrichtung nicht zu kurz. Die Einweihungsfeier der Kapelle „Maria Königin“ folgte am Sonntag, 10. Mai 1992 durch Domkapitular Hans Wich und Dekan Pfarrer Hans Kormann. Für die musikalische Gestaltung sorgten während der Weihe die Itzgrunder Musikanten. und der „Liederkranz Rattelsdorf“ Im Festzelt spielte das Duo „Teddy-Bears“. Drei Jahre nach der Weihe wurde der 14-teilige Kreuzweg – aus Lindenholz geschnitzt – angebracht, der ebenso wie das Kreuz und die Marienstatue vom Hobby-Künstler Oskar Stößel aus Daschendorf stammt. Zudem wurde eine kleine Orgel angeschafft und eine Lautsprecheranlage installiert. Zwei mal im Jahr kommen die Freudenecker in ihrer Kapelle zum Gottesdienst zusammen, nämlich im Mai zum Weihetag und im August zur Kirchweih. Ansonsten finden hier regelmäßig Rosenkranz- und Kreuzwegandachten sowie Marienandachten statt.

Wunsch der Vorstandschaft vom Kapellenbauvereins war in den Folgejahren, unterhalb der Kapelle einen befestigten Platz für die zahlreichen Besucher anzulegen. Durch eine großzügige Spende eines Freudenecker Bürgers wurde im Herbst 2006 das 460 Quadratmeter große Grundstück kostenlos zur Verfügung gestellt. Mit viel Engagement wurde der Platz im Frühjahr 2007 befestigt, mit einem Stromanschluss versehen und gepflastert. Nach dem Gedenkgottesdienst anlässlich der Weihe der Kapelle „Maria Königin“ erhielt im Mai 2007 der ausgebaute Parkplatz von Pfarrer Hans Kormann den kirchlichen Segen. Vorsitzender Herbert Dauses sprach anschließend anerkennend von den Leistungen aller Beteiligten, vor allem auch im Hinblick auf das alljährlich durchgeführte Johannisfeuer. Nun können bei Veranstaltungen das Areal auch als Festplatz genutzt werden.